Ilam

Heute laufen wir nach Ilam! Unseren freien Tag nutzen wir somit aus und erkunden etwas mehr von unserer 'näheren' Umgebung. Näher hier in Anführungszeichen, da unser Gastvater uns eine fünfstündige Wanderung angekündigt hat, diese letztendlich jedoch in sieben Stunden Fußmarsch ausartet. Aber fangen wir von vorne an: Um 6 Uhr in der Hergottsfrühe, die Sonne ist grade aufgegangen, marschieren wir motiviert los. Die Tagesrucksäcke geschultert, in denen sich Klamotten für eine Übernachtung und eine kleine Tagesration an Essen befindet, machen wir uns an den Aufstieg nach Naya Bazaar. Von dort geht es weiter über holprige Straßen Richtung Ilam. Glück mit dem Wetter haben wir leider überhaupt keines und so werden wir die ersten drei Stunden unserer Wanderung durchgehend mit Regen begossen. In einer aufwärmenden Teepause werden unsere Wanderhosen zumindest einen Hauch trockener und kleben nicht mehr ganz so hauteng und figurbetonend an unseren Beinen fest. Für die Wanderung haben wir uns eigentlich eine tolle Aussicht auf die umliegenden Hügel erhofft. Der Regen und der Nebel machen uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und fast die komplette Wanderung hindurch beschränkt sich unser Blickfeld auf 30 Meter. Irgendwann hört zumindest der Regen auf! Mit fortschreitendem Vormittag werden die Füße langsam müde und der Wunsch des Ankommens wächst. Dieser wird gegen 13 Uhr erfüllt, als wir die ersten Häuserreihen der Stadt Ilam erreichen.

In unserem Hostel kommen wir in den Genuss einer warmen Dusche, die unsere Gemüter sogleich freudiger stimmt. In den Luxus von warmem Wasser auf der Haut sind wir alle schon länger nicht mehr gekommen!

Frisch machen wir uns auf, Ilam zu erkunden. Besonders die großen Teefelder, die direkt vor der Stadt liegen, sind beeindruckend und bieten im Licht der untergehenden Sonne einen wunderschönen Anblick. Den restlichen Abend genießen wir auf dem großen Balkon unseres Hostels und beobachten den Nebel, der den Sternenhimmel über uns in Sekundenbruchteilen verdeckt und wieder sichtbar werden lässt. Unser Ausflug nach Ilam war jedoch nicht nur rein freizeitlicher Natur und so sind wir für den nächsten Morgen mit Mohan, einem Mitglied unserer Partnerorganisation PSD Nepal, verabredet. Gemeinsam mit ihm besprechen wir den Fortschritt unseres Projektes. Wir sechs sind uns alle einig, dass die Bauarbeiten sehr gut voranschreiten, was vor allem auch am engagierten Einsatz des Dorfes liegt. Männer, Frauen, Kinder, alle sind fleißig am Mitanpacken! Teilweise würden wir uns jedoch wünschen, dass wir die Gründe unserer täglichen Aufgaben genauer erklärt bekommen, damit wir Arbeiten effektiver erledigen und aufteilen können. Auch das Formulieren eines Tages- bzw. Wochenzieles würde uns helfen, den Fortschritt unseres Bauprojektes besser einschätzen zu können. Mohan, der uns in etwa einer Woche in Lapsibote besuchen kommen wird, um sich den Fortschritt auf der Baustelle selbst vor Augen zu führen, verspricht uns, mit den Hauptverantwortlichen über unsere Anliegen zu sprechen. Ansonsten sind wir sechs rundum zufrieden und haben weder an unserer Gastfamilie noch an unserer Wohnsituation irgendetwas auszusetzen. Die Verständigung klappt mit Kritan als unseren fleißigen Übersetzer sehr gut und bis jetzt konnten wir alles, was wir zu sagen hatten, immer verständlich kommunizieren. Einzig und allein über die tägliche Portion Reis, die jeden Tag auf unserem Teller landet, liefern wir uns jeden Tag aufs Neue Wortgefechte mit unserer Gastfamilie. Unsere Mägen scheinen einfach nicht so eine riesen Menge der weißen Körner fassen zu können, wie die Nepalesen gewöhnt sind bei ihrer Mahlzeit zu verdrücken. Unsere lauten "Pugio" ("genug") und "Ali ali" ("ein kleines bisschen") Rufe am Essenstisch sorgen auf jeden Fall immer für viele Lacher bei unserer Gastfamilie.


Mit einem "Auf Wiedersehen und bis bald in Lapsibote" verabschieden wir uns von Mohan, um noch etwas durch die Straßen Ilams zu schlendern und die ein oder andere Süßigkeit, Seife oder Haarspange zu kaufen. Leider bleibt uns jedoch gar nicht mehr all zu viel Zeit in der Stadt übrig, da wir uns sputen müssen, den Jeep zurück nach Phikkal zu bekommen. Während wir zusammengequetscht im Auto sitzen und mal wieder ordentlich durchgeschüttelt werden, nehmen wir uns vor, bei passender Gelegenheit auf jeden Fall nochmal die Stadt Ilam besuchen zu kommen!