Schulbesuch


Heute besuchen Manu und Sarah gemeinsam mit Kritan die nahegelegene staatliche Schule unseres Dorfes. Das einfache, einstöckige Schulgebäude fasst insgesamt fünf Schulklassen und zwei Vorschulklassen. Offiziell eingeschrieben sind in der Schule 85 Schüler- und Schülerinnen, die reale Anwesendheitsrate jeden Tag ist jedoch deutlich geringer. Schulbildung ist in Nepal nicht kostenlos. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf die Privatschule in Naya Bazaar. Selbst, wenn der tägliche Schulweg dadurch deutlich beschwerlicher und länger wird. Auch die Tochter unserer Gastfamilie macht sich jeden Tag mit ihren Freundinnen auf einen eineinhalb stündigen Fußmarsch zu ihrer Schule in Naya Bazaar auf. Auch in den verregneten Monaten des Monsuns, in denen die ansteigende Straße hoch nach Naya Bazaar zu einer echten Rutschpartie werden kann!
Als Manu, Kritan und Sarah gegen 10 Uhr gemeinsam mit dem Nepali Lehrer, der den Weg freundlicherweise mit ihnen zurückgelegt hat, an der Schule ankommen, treffen wir in Hof bereits auf einige spielende Kinder. Im Lehrerzimmer wird uns erklärt, dass aufgrund des heftigen Regens am Morgen heute nur wenige Schüler und Schülerinnen zur Schule erschienen sind. Außerdem waren sich einige Eltern wohl nicht sicher, ob der heutige Tag ein Feiertag sei und hätten ihre Kinder in der Frühe deswegen nicht zur Schule geschickt. Die Klassen heute bleiben also klein.
Um 10.15 Uhr schlägt der Nepali Lehrer auf den Schulgong. Sofort stellen sich die Kinder, die bis vor wenigen Sekunden noch in ihre Spiele vertieft waren, der Klasse nach in geordnete Reihen auf dem Hof der Schule auf. Viele Schüler und Schülerinnen sind es nicht, die heute in der Schule erschienen sind und so stehen in einer Reihe nur etwa drei bis fünf Kinder. Musik ertönt aus einem Lautsprecher und die Hand aufs Herz gelegt schmettern die Kinder die nepalesische Nationalhymne. Danach wird noch das Schulgebet aufgesagt, bevor alle Schüler und Schülerinnen in ihre Klassenzimmer gehen.
Da ein Lehrer heute verhindert ist und nicht zur Arbeit erscheinen konnte, ist eine der fünf Klassen jeweils eine Unterrichtsstunde lang ohne Lehrkraft. Manu, Kritan und Sarah übernehmen hier für den Tag. Am Vorabend haben wir uns gemeinsam einige Spielchen zurechtgelegt, die sich gut zum Englisch sprechen und üben eignen. Außerdem haben wir einen kleinen Weltball dabei, mit dessen Hilfe die interessierten Kinder erkunden können, wo Deutschland liegt, das Land, aus dem Manu und Sarah kommen und wo ihr eigenes Heimatland Nepal liegt. "Ziemlich weit weg ist Deutschland", so stellen die Kinder fest. Mit den höheren Klassen sprechen wir ebenfalls über Nachbarländer, Himmelsrichtungen und Ozeane. Bei den Jüngeren reicht das Englische für dererlei Konversationen bei Weitem noch nicht aus, sodass wir auf einfach erklärte Spiele zurückgreifen. Montagsmaler, Galgenmännchen und Flüsterpost kommt bei den Kindern gut an und die 45 minütige Unterrichtsstunde geht schnell vorbei.
Der Tag in der Schule war sicherlich eine sehr schöne Abwechslung zur täglichen Arbeit auf der Baustelle und hat uns gezeigt, dass Kommunikation und Austausch nicht immer heißen muss, dass man die gleiche Sprache spricht.
Ähnliche Erfahrungen machten auch Paula, Jule und Anna, die am Folgetag in der Schule zu Besuch waren.
Um die staatliche Schule Lapsibote in Zukunft nachhaltig zu unterstützen, einigten wir uns gemeinsam mit dem Schulleiter darauf, den sechs Klassenzimmern und dem Lehrerzimmer jeweils ein Whiteboard mit Schwamm und Stiften zu finanzieren. Damit können die alten, abgebrauchten Tafeln ersetzt werden, die den Lehrkräften derzeit als Schreibmöglichkeiten dienen.