Rückreise nach Kathmandu

Der Plan: Donnerstag nachmittags um ca. 3 Uhr geht es mit dem Jeep von Lapsibote nach Phikkal. Dort übernachten wir eine Nacht und am nächsten Tag fahren wir mit dem Mikrobus nach Kathmandu. Soweit so gut.

Ein Tag vor Abreise wurde häufiger der Witz gemacht, dass die Busse streiken und wir morgen nicht fahren können und deswegen länger bleiben. Wir alle dachten uns nichts dabei, das ganze war eine typische Ausrede um uns länger dort zu behalten. Doch als selbst Kritan, unser Counterpart, damit anfing, kamen wir ins grübeln. Was wenn es doch stimmt? Wir wurden etwas unruhig. Die Menschen dort haben wir alle ins Herz geschlossen und ein paar Tage länger dort wären nicht dramatisch...wäre da nicht die geplante Wanderung im Langtang Gebirge. Aber noch stand ja nichts fest, also wurden abends die Rucksäcke gepackt und alles für die Abreise vorbereitet. Bezüglich des Streiks bekamen wir dann auch ein Update: Ja er findet statt und es ist unklar ob die Busse übermorgen fahren. Wir würden morgen von Mohan Bescheid bekommen und dann eventuell nach Phikkal fahren. Somit war der Plan erstmal auf Eis gelegt und es hieß abwarten und Tee trinken.
Donnerstagnachmittag kam der erwartete Anruf von Mohan, nur leider nicht mit der erhofften Information. Die Busse streiken immernoch und somit kommen wir zu Plan B:
Wir bleiben erstmal noch eine Nacht in Lapsibote. Freitag fahren wir mit dem Jeep nach Phikkal und können dann Samstag, falls die Busse fahren, zurück nach Kathmandu.
Nicht sonderlich zufrieden mit der Information fingen wir an selbst Pläne zu schmieden. Wir könnten versuchen zu trampen, oder vielleicht einen Jeep mieten... Doch während wir noch grübelten, wie wir eventuell früher nach Kathmandu kommen, gab es einen neuen Plan, Plan C: Freitagmorgen müssen wir um 4 Uhr fertig sein, dann geht es zu Fuß zum Jeep, mit dem Jeep nach Phikkal und von dort mit dem Bus nach Kathmandu. Es gibt ein paar Mikrobusse, die trotz Streik fahren, alles soll von einer Polizeikolonne eskortiert werden.
Der Plan war besser als kein Plan. Abends wurde sich dann noch von dem ein oder anderen verabschiedet und es wurden Abschiedsgeschenke verteilt.
Am nächsten Morgen saßen wir mehr oder weniger pünktlich im Wohnzimmer und warteten. Kritan und unsere Gastfamilie waren noch nicht wach. Während wir warteten fing es langsam an zu regnen und der Regen wurde immer heftiger. Als endlich alle aus ihren Betten gekrochen waren, zeigte sich der Monsum von seiner besten Seite und es schüttete. Die Option, dass der Jeep uns abholen kommt, fiel komplett ins Wasser. Der Jeep fuhr bei dem Wetter gar nicht. Unser Gastvater versuchte verzweifelt andere Optionen für uns zu finden, damit wir noch nach Phikkal kommen. Auch andere Bewohner von Lapsibote haben in den frühen Morgenstunden zu uns gefunden und alle versuchten irgendwie zu helfen. Und tatsächlich, es ist ihnen möglich einen Jeep für uns zu besorgen. Der Haken, der Jeep kommt von Phikkal und wir müssen bis runter zum Fluss, damit er uns dort abholen kann. Turnschuhe wurden in Wanderschuhe getauscht, kleiner Rucksack nach vorne, der große nach hinten. Alles was nicht regenfest war, bekommt einen nepalesischen Regenschutz, dh wird von einer Plastikplane bedeckt. Vollgepackt wurde sich nun endgültig von unserer Gastfamilie verabschiedet. Ein Abschied der umso schwerer war, da ein Wiedersehen nicht gewiss ist. Die ein oder andere Träne wurde vergossen und wir machten uns schweren Herzens auf den Weg.
Über Stock und Stein, quer durch den Wald, an Pfützen und Matsch vorbei, ging es nach unten zum Fluss. Der Regen hört auf halber Strecke auf, wir wurden jedoch bis zum Fluss von Blutegeln begleitet. Erschöpft kamem wir am Fluss an, noch vor dem Jeep. Wir dachten, dass der jeden Moment kommt, falsch gedacht! Wegen einer "landslide" konnte der Jeep nicht bis zum Fluss kommen und er hält anscheinend 15 - 20 min entfernt. Da wir eh schon zu Fuß unterwegs waren, sollte das letzte Stück auch kein Problem sein. Wir machten uns also auf und liefen die Straße entlang nach Phikkal. Nach einer Flussdurchquerung, die leider nicht alle unbeschadet überstanden haben, und einer Wanderung, die 1h gedauert hat, anstelle von den 20 min, konnten wir den Jeep sehen. Das Problem war ein riesiger Baum mitten auf dem Weg. Mit den Rucksäcken versuchten wir uns einen Weg durch die Zweige zu bahnen. Dank der großen Äste war es uns möglich unbeschadet auf der anderen Seite heraus zu kommen. Mit dem Jeep fuhren wir die letzten Kilometer bis Phikkal und kamen dort total erschöpft an. Hier tauschten wir die nassen, durchgeschwitzten Klamotten gegen frische und nahmen erstmal ein Frühstück zu uns. Da wir erst um 9 Uhr anstelle von 7 Uhr ankamen, konnten wir nicht mehr mit dem Mikrobus fahren. Wir erfuhren, dass dieser erst gar nicht aus Ilam losgefahren ist, da durch eine Sitzblockade ein Durchkommen unmöglich wurde. Inzwischen wurde es Zeit für einen neuen Plan, Plan D: Wir bleiben erstmal in Phikkal und wenn wir Glück haben können wir mit dem Nachtbus fahren und würden Samstagmorgen in Kathmandu ankommen. Mohan würde uns bis um 12 Uhr mittags Bescheid geben ob die Busse fahren. Somit blieb uns wiederum nichts anderes übrig, als zu warten. Die Zeit wurde mit Rommé spielen, Tee trinken und ein bisschen durch Phikkal schlendern vertrieben. Um halb 12 rief Mohan an und berichtete uns, dass er nichts zu berichten hat. Ob, wann und wie die Busse fahren war immernoch unklar. Kurzer Hand wurde bei dem lokalen Busschalter nachgefragt und wir erfuhren, dass die Busse heute auf keinen Fall fahren. Wenig begeistert von dieser Neuigkeit entschieden wir uns mit einem Jeep nach Kathmandu zu fahren. Dank PSD wurde rasch einer für uns organisiert. Um halb drei nachmittags kam der Jeep und wir könnten endlich losfahren. Zwischenzeitlich wurde erwähnt, dass wir noch eine Ausrede bräuchten, um über den Pass zu fahren. Es wurde entschieden, dass wir am nächsten Morgen unseren Rückflug haben und deswegen so schnell wie möglich nach Kathmandu müssen. Alles im allem schien es kein Problem zu sein und wir planten schon damit nachts gegen 3 oder 4 Uhr in Kathmandu anzukommen. Die Fahrt verlief relativ entspannt, wenn man von den etwas bescheidenen Straßenverhältnisse und durchschüttelden Überholmanövern absieht. Da wir sozusagen unseren Privatjeep hatten, machten wir im Süden Nepals an der indischen Grenze einen kleinen Stopp um den größten Fluss Nepals zu betrachten. Die Fahrt ging weniger erfreulich weiter, da es Jule nicht sonderlich gut ging. Wir legten noch einen Zwischenstopp irgendwo im nirgendwo ein um zu essen, bevor wir gegen 23 Uhr zur Grenze vor dem Pass kamen. Wir fuhren an einer schier endlosen Reihe an Bussen und Jeeps vorbei, die nachts den Pass nicht überqueren durften. Vorne angekommen gab es ein kurzes Gespräch auf Nepali zwischen Grenzbeamten und unserem Jeepfahrer, der Motor wurde abgestellt und wir wurden ein neues Glied in der Reihe wartender Autos. Trotz der Ausrede mit dem Flug am nächsten Morgen, durften wir nicht über den Pass fahren. Dieser ist nämlich in der Dunkelheit für alle Fahrzeuge, die endgeltlich Personen transportieren gesperrt, da in der Vergangenheit zu viele Unfälle auf der engen Serpentinenstraße passiert sind. Somit wurde unsere Weiterfahrt erstmal auf 5 Uhr in der Frühe verschoben, bis dahin waren es aber noch 5,5 Stunden. Wir versuchten nochmal mit dem Grenzbeamten zu reden, dieser blieb jedoch standhaft. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten. Wir versuchten die Zeit mit schlafen zu verbringen, aber weder die Rückbänke im Jeep noch die Holzbänke draußen waren dafür gut geeignet. Nach einer Stunde verzweifeltem Versuch ein bisschen Schlaf zu bekommen, hieß es plötzlich, wir fahren 15 min weiter. Ohne weitere Informationen ging es auch schon mit dem Jeep los. Es ging jedoch keine 15 min weiter, sondern 15 min zurück. Vorbei an all den wartenden Fahrzeugen, in den Wald hinein zu einem Parkplatz mit weiteren wartenden Fahrzeugen. Unser Jeepfahrer verschwand kurz und führte uns danach zu einer kleinen Hütten mit Teppichboden. Hier konnten wir uns hinlegen und schlafen. Erstaunlicherweise schliefen wir trotz Platzmangel und hartem Boden relativ gut. Um 5 Uhr ging es zurück zum Jeep und wir konnten endlich weiter nach Kathmandu fahren. Problemlos ging es über den Pass, vorbei an beeindruckend Bergketten und faszinierenden Landschaften, immer näher nach Kathmandu. Es wurde noch eine Frühstückspause eingelegt und kurz darauf erreichten wir bekannte Straßen. Die Autos wurden mehr, die Hupen lauter und die Luft schlechter. Bevor wir jedoch am Hostel ankamen, mussten wir noch vom Jeep in ein Taxi umsteigen, da der Jeep nicht innerhalb von Kathmandu fahren durfte. Vollkommen erschöpft kamen wir nach über 30 Stunden Rückreise im Hostel an. Nichts lief auch nur annähernd nach Plan, wir waren jedoch glücklich, es trotz all der Strapazen endlich nach Kathmandu geschafft zu haben.